Ab nach Kassel …

Ab nach Kassel …

Es gibt heutzutage verlockendere Gründe nach Kassel zu reisen. Nicht als Gefangener, wie Napoleon III. im Jahre 1870, nach der verlorenen Schlacht von Sedan.

Die Eisheilige „Kalte Sophie“ beschert uns in diesem Jahr viel kalte Luft. Zu ungemütlich für einen Spaziergang durch den Bergpark Wilhelmshöhe samt Besuch der grandiosen, historischen Wasserspiele, die während der Sommersaison Mittwochs, Sonn- und Feiertags ab 14:30 Uhr zu bewundern sind. Oder für ein Flanieren durch die Karlsaue, den zweiten großen historischen Park in Kassel.
Oder für einen Gang an der Fulda entlang, auf den Spuren des alten Kassels …

Gerne besuche ich dieses Mal wenigstens zwei der vielen interessanten Kasseler Museen.
Gehe weder in das außergewöhnliche Museum für Sepulkralkultur, noch in die der Innenstadt entrückte Gemäldegalerie im Schloß Wilhelmshöhe, weder in das Museum Fridericianum, einem der einst ersten öffentlichen Museen überhaupt noch in das Museum, in dem viel gelacht werden darf, der Caricatura

Ich entscheide mich für den Besuch des Naturkundemuseums und der jüngst, im September 2015 eröffneten Grimmwelt.

Der Besuch des Naturkundemuseums lohnt schon allein wegen der Unterbringung im ersten feststehenden Theaterbau Deutschlands, dem Ottoneum vom Beginn des 17.Jahrhunderts. Aber natürlich auch, um viel Spannendes über unsere heimatliche Flora und Fauna zu erfahren. Kinder und Erwachsene haben hier gleichermaßen ihre Freude. Wir staunen gemeinsam über Mammut, Elefant oder Dinosaurier, die einst unsere Wälder bewohnten. Oder über das fleissige Gewusel in einem Bienenstock, in den wir hineinschauen können.

Ebenso begeistert bin ich von der Grimmwelt, zunächst von außen, von der Architektur, die den ‚genius loci‚ wunderbar aufgreift, die historische Terassierung der Weinberge, erbaut auf dem Grund der 1931 abgerissenen Villa der Fabrikantenfamilie Henschel. Innen erfahren wir viel über das fleißige Schaffen der eng zusammenarbeitenden Brüder Jacob und Wilhelm Grimm. Märchen aus der Grimm’schen Sammlung sind uns allen bekannt. Rotkäppchen, Aschenputtel, Hänsel und Gretel … Wir können uns als Schneewittchen von den 7 Zwergen bewirten lassen oder im Knusperhäuschen an Großmutters Bett sitzen, bis wir zu spät erschreckt feststellen, daß es sich um einen Wolf handelt.

Über das Leben und vor allem das umfangreiche SprachforschungsWerk der beiden Brüder wußte ich bisher nur wenig.
Sie beginnen 1838 damit, ein Wörterbuch der deutschen Sprache zu erstellen. Erst 1971 ist es von A bis Z vollständig. Wie die Sprache, so bleibt aber auch dieses online kostenfrei verfügbare Wörterbuch ein „work in progress“. Ich bin beeindruckt vom überdimensionalen Tintenfass von etwa einem Kubikmeter. So viel Tinte haben die Brüder während ihres Lebens in etwa 20.000 Briefen verschrieben. Der Gang durch das Haus bietet immer wieder Möglichkeiten, Sprache spielerisch zu erfahren.
Am Ende bin ich inspiriert und hochmotiviert, mich wieder intensiver mit unserer wunderbar vielseitigen und reichhaltigen deutschen Sprache zu befassen. Ich setze mich ins museumseigene Café Falada, genieße die großzügige Raumgestaltung, die zugewandt-freundliche Bedienung, den Weitblick in die Landschaft und die regionale Küche: Grüne Soße.

Ich bin glücklich und frage mich schon jetzt, wann ich das nächste Mal nach Kassel reise … allerspätestens zur Documenta 14 im nächsten Jahr ..

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